Die Vernichtung

Ein menschenleeres Scheinidyll ist das erste grandiose Bild, das Ersan Mondtag, Regisseur und Ausstatter der Uraufführung von Olga Bachs „Vernichtung“, dem Publikum schenkt. In diesen raffiniert gesampelten Natur- und Kulturpark flutet Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ und dann plumpsen sie ins Bild.

Vier Menschlein. Und staunen und starren und wissen nicht, was anfangen mit dieser Pracht. Mondtag macht aus Olga Bachs Kitchen-Table-Drama über junge Leute, die einen Kick gegen die Alltagstristesse brauchen, ein atmosphärisch unglaublich dichtes Gesamtkunstwerk. Die Figuren sind Menschenpuppen, in bemalten Schaumstoff gehüllt. Sie staksen auf und ab, wie an Marionettenfäden gezogen, unterhalten sich sprunghaft, bewegen sich in Handlungsmustern, die mal konventionell wirken, mal rituell, aber konsequent motivationslos. Zu ihren Hobbys gehört „urbanen Stress verursachen“. Eine Gemeinschaft unterbeschäftigter Gutmenschen zerfällt. Mondtag übersetzt diese Sozialprognose in bildmächtige Sci-Fi-Sequenzen, die vom Ende der Party und von aufkeimender Lust an der totalitären Gruppe künden.

Fotoaufnahmen: Birgit Hupfeld

Zeitraum

15. Oktober 2016 – 23. Mai 2017