Tyrannis

2015

Theatertreffen

2015

Festival Radikal Jung

Im dunklen Wald ruft der Muezzin, der Vater kehrt mit der Axt nach Hause und geht in den Keller, ein sehr dickes Mädchen erschüttert das Haus mit trotzigem Aufstampfen.

In „Tyrannis“ von Ersan Mondtag ist ständig Märchenstimmung, aber von der unheimlichen Art. Die rothaarige Familie mit ihren Avatar-Bewegungen, die man per Überwachungskameras in ihren Zimmern und live in einer sonderlichen Wohnküche beobachtet wie im Menschenzoo, spricht nicht, lebt nach festen Ritualen und verbirgt Geheimnisse. Sind schreckliche Dinge in der Vergangenheit geschehen oder erwarten die zombiehaften Einfamilienhausseelen sie erst? Assoziationen an Horrorfilme und Computerspiele, David Lynch und Brüder Grimm, aber auch an Kleinbürgerenge à la Fassbinder und das verschämte Personal von Christoph Marthaler stellen sich bei der geduldigen Betrachtung von Mondtags Zimmerweltträumen ein.
In der bildmächtigen Verdichtung entsteht ein intimer Grusel des Alltags in berückend eigensinniger Atmosphäre.

Fotoaufnahmen: Nils Klinger

Zeitraum

10. Dezember 2015 – 09. Mai 2016